ZIEGEL UND FACHWERK - EIN VIRTUELLER RUNDGANG

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TAFEL 1: Bauhandwerk in alter Zeit

BAUMEISTER

Zu den Aufgaben der mittelalterlichen Baumeister gehörten Planung und Leitung von Bauvorhaben. Ihre Tätigkeit ähnelte der von heutigen Architekten und Bauingenieuren. Die Ausbildung erfolgte in klösterlichen Rechenschulen. Darüber hinaus machten sie sich mit der Verarbeitung von Baumaterialien vertraut, wie Stein, Holz, Glas und Metall. So erwarben sie Kenntnisse in den „Praktischen Künsten“. Daraus entwickelte sich der Begriff „Bildende Kunst“, der sich bis heute vor allem auf das gestalterische Kunsthandwerk bezieht.

Bild 1: Der Ingenieur, Kupferstich von Christoff Weigel, 1698

Bild 2: Lehrling sein kann jedermann. Geselle ist, wer etwas kann. Meister ist, wer was ersann!
Leitsatz des Deutschen Handwerks bis ins 20. Jahrhundert

Bild 3: Werkende Hände, Josef Arens. Quelle: Herbert Sinz, 2000 Jahre Kölner Handwerk, 1975

TAFEL 2: Handgewerke mit Holz

HOLZHAUER
Geschlagenes Holz wurde gebraucht zum Bau von Gruben- und Fachwerkhäusern, in vielen anderen Gewerken und im täglichen Leben.

Bild: Der Holzhauer. Quelle: Gustav Heick, Waldmärchen, um 1900

KÖHLER
In Meilern wurde Holz zu Holzkohle verschwelt. Dieser Brennstoff wurde von anderen Gewerken genutzt, wie Ziegel- und Kalkbrand, sowie zur Eisen- und Glasherstellung.

Bild: Der Kohler. Kupferstich von Christoff Weigel, 1698

ZIMMERER
Von der Steinzeit bis heute bauen und restaurieren sie Holz- und Fachwerkhäuser, montieren Dachstühle, Fenster, Türen, Treppen, Trennwände und Verkleidungen. Sie haben vieles von der alten Handwerkertradition bewahrt. Manche gehen noch in ihrer Kluft auf die Walz.

Bild 1: Der Zimmermann. Kupferstich von Christoff Weigel, 1698
Bild 2: Zeichen der Zimmerleute. Quelle: Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Zimmerer#/media/Datei:ZimmererSiegel.jpg

TAFEL 3: Handgewerke mit Lehm

LEHMER
gewannen und verarbeiteten den Lehm vorwiegend zum Hausbau. Sie waren zuständig für alle notwendigen Lehmverarbeitungen. Der Beruf ist ausgestorben. Heute weist darauf nur noch der Familienname hin.

Bild 1: Schadstelle an einem mit Lehm verfüllten Flechtwerk in Edelrath. Foto: Kruse-Klemusch, 2012
Bild 2: Das Glätten einer mit Stroh und Lehm verfüllten Zimmerdecke. Quelle: 500 Jahre Garantie – Auf den Spuren alter Bautechniken, Weserrenaissance-Museum Schloß Brake

ZIEGLER
verarbeiteten Lehm und Ton in Handarbeit zu gebrannten Ziegeln; in unterschiedlichen Farben entsprechend der Materialzusammensetzung, in unterschiedlichen Härten je nach Brandtemperatur.

Bild: Der Ziegler, Ziegelherstellung von Hand. Kupferstich von Christoff Weigel, 1698

TAFEL 4: Handgewerke mit Stein

STEINBRECHER
Das gebrochene Material bestand in hiesigem Raum vorwiegend aus Grauwacke für Mauern und „Feste Häuser“.

Bild: Der Steinbrecher, Bruchstein-Abbau im Steinbruch. Kupferstich von Christoff Weigel, 1698

STEINMETZ
Die Aufgabe der Steinmetze ist es, das gebrochene Gestein zu behauen und zu gestalten. Im Mittelalter organisierten sie sich in einer Handwerkerzunft.

Bild: Der Steinmetz. Kupferstich von Christoff Weigel, 1698

KALKBRENNER
Um Kalk als Mörtel oder Tünche verwenden zu können, muss er gebrannt und gelöscht werden. Durch die Entsäuerung beim Brennen entsteht Brandkalk. Durch das Löschen wird er zum Baukalk. Dabei müssen Augen und Haut vor Verätzung geschützt werden. Durch Mischungen mit Sand oder Kies entstehen unterschiedliche Mörtel. Aus geschlämmtem Baukalk wird Kalkmilch, die – mit desin-fizierender Wirkung – zum Tünchen verwendet wird.

Bild 1: Der Kalkbrenner. Kupferstich von Christoff Weigel, 1698
Bild 2: Kalkbrennen, Kalklöschen – technischer Kreislauf. Quelle: Wikipedia/ H. Hoffmeister, https://de.wikipedia.org/wiki/Technischer_Kalkkreislauf#/media/Datei:Kalkkreislauf2.png

TAFEL 5: Geschichte des deutschen Handwerks

Die Bewohner im hiesigen Raum waren Selbstversorger. Häuserbau, Herstellung und Instandhaltung von Werkzeugen erledigten die Bauern selbst. Es gab etwa um

  • 8500 v. Chr.: erste Siedlungsplätze
  • 800 v. Chr.: Grubenhäuser
  • 200 v. Chr.: Fachwerkhäuser
  • 200 n. Chr.: Lehmziegelbauten
  • 400 n. Chr. – Fachwerkbauten und Bruchsteingemäuer
  • 800 n. Chr.: Naturstein-Herrenhäuser
  • 1100 n. Chr.: Backsteinbauten
  • Durch besondere Fähigkeiten Einzelner bildeten sich Handwerksberufe aus. In der Folge entstanden um
  • 800: klösterliche Handwerksschulen
  • 900: Fernhandel mit überschüssigen Erzeugnissen
  • 1100: Kaufmannsgilden und Handwerkerzünfte in Städten
  • 1396: die Übernahme der Kölner Stadtregierung durch die Zünfte, mit Zusammenschlüssen einzelner Berufsgruppen in Gaffeln.

ZÜNFTE

  1. Jahrhundert
    Das Zunftwesen erfüllte die genossenschaftliche Pflicht gegenüber dem Gemeindeganzen. Es stellte hohe Ansprüche an die Auszubildenden. Um als Lehrling aufgenommen zu werden musste man von ehrlicher, ehelicher, deutscher und freier Herkunft sein und im Alter von 12-13 Jahren Lesen und Schreiben können. Der Lehrling musste Lehrgeld zahlen. Der Meister übernahm väterliche Rechte und Pflichten, bildete ihn im Beruf aus und achtete auf Wohlergehen und tugendhaftes Leben. Über die Aufnahme entschied jedoch die Zunft. Nach dreijähriger Lehrzeit mit Prüfungen gingen viele Gesellen auf die Walz. Nach sechs Jahren konnten sie zur Meisterprüfung zugelassen werden, wenn sie einige Zeit am Ort gelebt und eine eigene Werkstatt hatten. Erst dann durften sie heiraten. Die Ehefrauen mussten ebenfalls von ehrlicher, ehelicher, deutscher und freier Herkunft sein.
  2. Jahrhundert
    Blütezeit des mittelalterlichen deutschen Handwerks und dem damit verbundenen Handel.
  3. Jahrhundert
    Entscheidende Tiefschläge schwächten die führende Stellung der Zünfte und Städte.
  4. Jahrhundert
    Alte Traditionen wurden mehr und mehr von der Idee der freien Wirtschaft verdrängt.
  5. Jahrhundert
    Durch technische Neuerungen gab es grundlegende Veränderungen.

INDUSTRIALISIERUNG

  1. Jahrhundert
    Unter französischer Verwaltung wurde der Zunftzwang aufgehoben. Handwerkliches Können musste der immer mehr um sich greifenden rationellen Geldwirtschaft weichen. Zum Nachteil der Qualitätsarbeit folgten Änderungen alter und neuer Ordnungen.
  2. Jahrhundert
    In der Industrie wurden angelernte Arbeiter als „Industriemeister“ weitergebildet. Zu ihren Aufgaben gehörten vor allem Gruppenführung und Gruppenaufsicht.
  3. Jahrhundert
    Durch neue Erkenntnisse, Techniken und Arbeitsweisen gehen alte Berufsstände unter; andere entstehen neu. Um heute zur Meisterprüfung im Handwerk zugelassen zu werden, sind folgende Nachweise beizubringen: Schulabschluss, Lehrjahre, Berufsschule, Gesellenprüfung, Gesellenjahre, Meisterschule mit Fachpraxis, Fachtheorie, Recht, Wirtschaft, Buchführung sowie Pädagogik in Theorie und Praxis. Nach erfolgreichem Abschluss in allen Fächern wird der Meisterbrief ausgehändigt. Mit der Vollendung des 24ten Lebensjahres ist der Meiser zum Ausbilden berechtigt.

(Quellen: Das deutsche Handwerk; Lehrstoff Meisterschule; Bearbeitung Kruse-Klemusch)

TAFEL 6: Maurer und Fertigungen

MAURER
Mit der Herstellung von Mauerziegeln in Ringöfen kam das Maurerhandwerk zu seinem Höhepunkt. Außer für den Hausbau wurden Maurer auch zur Berechnung und zum Aufbau von Backhäusern (Backes) und Brunnen gebraucht.

Bild 1: Gemauerter Backofen im Backhaus (Backes). Quelle: Bei Bauern und Leinewebern 1, Grafik Gisela Serafin, 1982
Bild 2: Der Maurer beim Hausbau. Kupferstich von Christoff Weigel, 1698

BRUNNENBAUER
Zur Meisterprüfung des Brunnenbauers gehörte als Meisterstück der Bau eines Brunnens nach vorgegebenen Maßen.

Bild 1: Brunnenbau. Quelle: 500 Jahre Garantie – Auf den Spuren alter Bautechniken, Weserrenaissance-Museum Schloß Brake
Bild 2: Gemauerter Ziehbrunnen. Quelle: Bei Bauern und Leinewebern 2; Grafik Gisela Serafin, 1982

TAFEL 7: Dachdecker Fertigungen

DACHDECKER
Zum Schutz vor Wind und Wetter werden Häuser gedeckt. Birkenrinde, Grassoden, Reet, Stroh, Holzschindeln und Schiefer wechselten ab mit aus Ton gebrannten, handgeformten Dachziegeln, die im 19. Jahrhundert durch industriell gefertigte abgelöst wurden.

Bild 1: Zunftfahne der Dachdecker von 1450; Josef Arens. Quelle: Herbert Sinz, 2000 Jahre Kölner Handwerk, 1975

Bild 2: Schindeldach; Der Dachdecker, Kupferstich von Christoff Weigel, 1698

Bild 3: Strohdach. Quelle: 2012-10-03-heiligenbrunn-iv

Bild 4: Ziegeldach – Mönch und Nonne. Quelle: http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/296474

TAFEL 8: Richtfest - Dank und Segen

Wenn beim Hausbau der Dachstuhl errichtet ist, wird darauf von den Zimmerleuten der geschmückte Richtbaum befestigt. Auf der Baustelle wird, während der Arbeitszeit, das Jahrhunderte alte Dankfest gefeiert. Es beginnt mit einem Richt- und Segensspruch, gefolgt von einigen uralten Riten. Dann eröffnet der Bauherr den Richtschmaus für alle Handwerker, Helfer, Nachbarn und geladenen Gäste.

Bild 1: Der Richtbaum ist gesetzt – das Richtfest kann beginnen! Quelle: Hildegard Stausberg; Getty Images/Westend61/

BIERBRAUER
Im Rheinisch-Bergischen Raum gehört zum Richtschmaus beim Richtfest ein gutes Bier. Das liefert der Bierbrauer.

Bild 2: Gaffel-Kölsch Nostalgie-Karrikatur; Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Gaffel_Koelsch_Nostalgie-Karrikatur

Bild 3: Der Bier-Bräuer. Kupferstich von Cristoff Weigel, 1698

TAFEL 9: Bauhandwerke zur Sicherheit und Verschönerung

PERMENTER
Um Licht hereinzulassen und gleichzeitig das Leben in Innenräumen angenehmer zu machen, wurden Fensteröffnungen mit lichtdurchlässigem Pergament bespannt.
Bild 1: Der Permenter; Pergamentherstellung um 1568. Quelle: www.Wikiwand.com/de/Pergament

LEINENWEBERIN
Leichtes, locker gewebtes Leinen in Fensteröffnungen ließ Licht herein und konnte sehr gut gereinigt werden.
Bild 2: Leinenweberin. Quelle: Bei Bauern und Leinewebern 2, 1982

GLASER
Erst im späten Mittelalter wurden Butzenscheiben erzeugt, und ab dem 17. Jahrhundert konnte man im neuen Berufszweig klarsichtiges, flaches Fensterglas herstellen.
Bild 3: Der Glaser. Kupferstich von Christoff Weigel, 1698

SCHLOSSER
Schlosser waren ursprünglich „Kleinschmiede“. Im Mittelalter wurden sie eigenständig. Sie stellten vor allem Schlösser, Schlüssel und Beschläge für Türen und Truhen her.
Bild 4 : Der Schlosser. Kupferstich von Christoff Weigel, 1698

 

 

TAFEL 10: Bauhandwerke zum Schutz und Bestand

TÜNCHER – MALER
Sie sorgten mit dem Übermalen der Wände für deren Schutz und Verschönerung. Daraus entwickelte sich der Beruf der „Maler und Lackierer“.
Bild 1: Der Tüncher. Kupferstich von Christoff Weigel, 1698

PUTZER  – STUKATEUR
so änderte sich der Berufsname der mittelalterlichen „Gipser“, die vor allem während der Barock- und Rokokozeit ihre Kunstwerke an Innen- und Außenfassaden herstellten.
Bild 2: Vom Stuckateur verputztes Haus in Schlebusch. Foto: Kruse-Klemusch, 2012

VERSCHIEDENE BAUWEISEN UM 1890
Häuserzeile in Schlebusch an der alten Fernstraße;
von links nach rechts:

  • verputztes Fachwerkhaus,
  • Ziegelstein-Kirche im Hintergrund,
  • Backstein-Geschäftshaus,
  • Fachwerk-Gastwirtschaft,
  • Backstein-Postamt,
  • mit Stuck verputzte Toreinfahrt ganz rechts.